Wo liegt die Wahrheit?
Der Oberst und der General haben im Krieg gegeneinander gekämpft, werden in Den Hag während der Untersuchungshaft Freunde. Der General wird überraschend freigesprochen, kann zurück in seine Heimat, wird zum Helden. Vor Gericht waren es die zusammengeklaubten Puzzleteile der Anwälte, die über den Freispruch entschieden. Es sind die Fakten, die nicht bewiesen werden können, die den einen mehr entlasten als den anderen. Beide wissen, dass das Pendel genauso gut hätte in die andere Richtung ausschlagen können, Schuld tragen sie beide.
Der General und der Oberst tauschen in einem Briefwechsel ihre unterschiedlichen Ansichten. Als der Oberst nach erfolgloser Revision verurteilt wird, ändert sich der Ton der Briefe. Jetzt geht es um Schuldzuweisung, um die Frage nach Gerechtigkeit. Die Wahrheit bleibt bis zum Ende des Romans im Verborgenen.
Anna, deren Mann als Soldat im Krieg war und angeblich Selbstmord begangen hat, kann diese offizielle Erklärung nicht hinnehmen, sucht nach Antworten, nach Klarheit - nach der Wahrheit. Sie wird Haushälterin des Generals, liest die Briefe, die er mit dem Obersten austauscht, kommt der Wahrheit immer näher. Es geht um eine Schlüsselszene des Kriegs, um ein Massaker an Zivilisten, das der eine befohlen hat und der andere hätte verhindern können. Annas Mann wurde ahnungslos darin verwickelt. Schliesslich lässt sie sich auf einen Pakt ein, der ihr die Fakten über den Tod ihres Mannes liefert, sie aber gleichzeitig zur Verräterin macht.
Ein starkes Buch, das die Fragen nach Verantwortung und Schuld im Krieg stellt und aufzeigt, dass das Wissen um die Wahrheit gefährlich sein kann.
Karl Rühmann «Der Held»
rüffer & rub literatur
ISBN 978-3-906304-63-2