Die Einsamkeit wird gestört
Die Einsamkeit wird gestört
«Er dreht sich immer schneller, wirbelt in einer Kreiselbewegung nach oben, die Schreie werden leiser, das Stöhnen verstummt, er ist entkommen. Er schwebt. Stille. Genau so hat er sie sich vorgestellt. Die Ewigkeit.» Eigentlich wollte Jak nicht mehr erwachen. Doch es ist nicht nur dieses Geräusch, das ihn stört, sondern auch die verletzte, junge Frau, die unerwartet sein Einsiedlerleben durcheinanderbringt.
So beginnt der Roman «Kral» des Zuger Autors David Weber. Darin geht es um zwei Menschen, die der Zufall im Jahre 2053 in einem abgelegenen Bergtal zusammenbringt. Der Protagonist Jak ist wegen seiner Vergangenheit dorthin geflüchtet; die junge Frau flieht vor der Diktatur, und sie will sein Geheimnis lüften.
Sorge um die Landschaft
«Die Handlung ist fiktiv und spielt in der Zukunft. Das ganze Schweizer Mittelland ist zu einer einzigen Stadt zusammengewachsen, aus der Jak flüchtet», erklärt David Weber. Jak habe an dieser Veränderung mitgewirkt und lange nicht bemerkt, wo das hinschlittere. Das Thema dreht sich um Schuld, Verantwortung, Sühne – und die Liebe.
Auslöser für die Story war eine ETH-Studie über die «Alpine-Brache», die mit Webers Sorge um die Landschaft übereinstimmt. Während sich die Bergregionen entleeren, wachse der Druck auf die immer grösser werdenden Städte. «Das Szenario im Buch zeigt fiktiv auf, wie schnell es gehen kann. Beängstigend, wenn nichts mehr zu ändern ist. Im Buch ist das krass, so wird es nie passieren», ist der Autor überzeugt. Das Thema der Übersiedelung bestehe schon heute. Er wolle zum kritischen Denken anregen, über die Wirkung macht er sich aber nichts vor: «Der Roman soll ja unterhalten, die ersten Leser haben positiv reagiert.»
Er liebt das Fabulieren
David Weber, 1952 in Zug geboren, studierte Architektur und befasst sich seit der Jugend mit Musik und Literatur. Er setzt sich besonders für die Kultur ein und war Initiator und Architekt des Kulturzentrums Choller. Seit dem Verkauf seiner Planungsfirma 2013 lebt und schreibt er in Zug und im Bergell, dessen Probleme er gut kennt.
Das Fabulieren liegt ihm, er sei eine Leseratte und notiere vieles in ein Tagebuch. «Meinen Söhnen habe ich immer etwas aus der Phantasie erzählt – eine unendliche Gutenachtgeschichte.» Doch das Schreiben eines Romans erfordere mehr. Anfangs habe er drauflos geschrieben, bald aber mehr über Strukturen und Gesetzmässigkeiten erfahren wollen und die Schule für Angewandte Linguistik besucht. «Es geht um Rhetorik und die Verführung durch die Sprache. Wenn man weiss wie, kann man sie gezielt einsetzen», betont Weber.
Für den ersten Roman «Reduit» habe er nach einigen Absagen einen Verlag gefunden, wollte aber zuerst «Kral» veröffentlichen. Ein dritter Roman ist schon in Arbeit, und Ideen für einen vierten gebe es auch bereits.
Die Handlung für «Kral» habe er zuerst skizziert, vieles offen gelassen und von den Varianten vieles verworfen. «Es ist spannend, die Weichen zu stellen und am Text zu feilen», sagt er. Fast jeden Tag, meist abends oder nachts, widme er sich dem Schreiben, ausser auf den Reisen. «Es hat mich voll gepackt. Dabei hatte ich nach der Pensionierung damit gerechnet, mehr Musik zu machen. Am Anfang hat niemand etwas vom Schreiben gewusst, bis ich einen Verlag gefunden hatte.»
Hinweis
Die Vernissage von David Webers Buch «Kral» am Donnerstag, 5. April, um 20 Uhr, im Burgbachkeller, ist ausverkauft. Eine weitere Lesung ist bei Bücher Balmer geplant.
Roman, 416 Seiten; ISBN 978-3-906311-43-2.
Monika Wegmann, Zuger Zeitung, 3. April 2018