Aus der Not eine Tugend oder wie sich mit Granit ein kreativer Mehrwert schaffen lässt.
Das Haus «Schanz» in Wassen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als Motivator ist sie beispielhaft für clevere Krisenbewältigung und deshalb topaktuell! Das Gebäude spielt in meinem Roman «Reduit»* eine wichtige Rolle, zieht sich doch der gescheiterte Hauptprotagonist zum Schluss hier in sein eigenes Reduit zurück.
Die Geschichte beginnt mit Steinen, genauer mit Granit. 1913 erhält die Firma Regli & Loretz von der Korporation Uri die Konzession zum Granitabbau oberhalb der Schanz. Das Geschäft floriert, man kann Grossaufträge an Land ziehen, liefert Steine für den Ausbau der Bahnstrecke und der Kantonsstrasse, zur Arbeitsbewältigung müssen italienische Arbeiter angestellt werden. Der grösste Auftrag ist die Bereitstellung von Steinen für den Bau eines Staudamms in Deutschland. Man arbeitet mit Hochdruck, aber der Erste Weltkrieg stoppt das Bauvorhaben, die Firma bleibt auf den bereits zugehauenen Steinen sitzen. Josef Regli schafft aus der Not einen kreativen Mehrwert. Er lässt die italienischen Arbeiter mit den zugehauenen Steinen ein Gebäude mit Arbeiterunterkunft, Werkstatt und einer grosszügigen Wohnung für die Familie Regli bauen. So entstand das Haus «Schanz». Da die Arbeiter in der Umsetzung offenbar viele Freiheiten genossen, orientierten sie sich an den Villen, die sie aus ihrer Heimat kannten. Nur so ist der grosszügige Portikus mit der monumentalen Freitreppe und das überhohe Erdgeschoss zu verstehen.
Aus der Not eine Tugend …
*Es war immer mein Wunsch, die Leseperformance zusammen mit Jasmin Lötscher an diesem Ort des Geschehens stattfinden zu lassen. Nach einer ersten coronabedingten Verschiebung im April hat es geklappt, am 18. Oktober 2020 konnte die Performance stattfinden. Der Anlass wurde zum Tagesevent.
Die auf dreissig Personen limitierte Veranstaltung wurde für die Lesungen zweigeteilt. Die Gruppe, die nicht an der Lesung war, kam in den Genuss einer Führung. Bruno Fuchs, der Hausherr der Schanz, zeigte auf einer Wanderung die umliegenden Handlungsorte des Romans.
Am 25. April 2021 ist eine weitere Performance auf der Schanz geplant.
Fotos: Bruno Bollinger